Grifalco

Die Eltern von Lorenzo und Andrea Piccin besaßen ein Weingut in Montepulciano. Irgendwann Anfang der 2000er hätten sie sich vergrößern müssen um mitzuhalten. Zu der Zeit waren aber die ganzen Amerikaner (und vielleicht auch ein paar Russen) in der Toskana auf Weingutjagd und trieben die Preise nach oben. Also verkauften sie lieber und zogen in eine preiswertere Gegend, die mindestens genauso viel Terroirgedanken in sich trägt.

Zweiter Akt: Vulture. Dies ist der Name eines längs erloschenen Vulkans (keine Selbstverständlichkeit in Italien) in der hierzulande weitgehend unbekannten Region Basilikata an der Sohle des italienischen Stiefels. Vulkan und Wein gehen gut zusammen, das wissen wir vom Ätna, vom Kaiserstuhl und vom Vulkanland Steiermark. Und trotz der scheinbaren Nähe zum Meer reden wir über kontinentales Klima mit heißen Sommern und Tagen sowie kalten Wintern und Nächten, begünstigt durch Höhen von 450 bis knapp 600 Meter.

Und jetzt kommt Aglianico ins Spiel. Diese andere große Rebsorte des italienischen Südens, die aber im Gegensatz zum Primitivo tatsächlich eine große Tradition aufweisen kann und nicht nur nach Deutschland exportiert wird. Aglianico selbst hat viel mehr Gemeinsamkeiten mit Nebbiolo: säurebetont und tanninreich. 16 Hektar nennen die Brüder Piccin hier ihr Eigen und sie machen daraus nichts außer Aglianico del Vulture, in DOC und DOCG Qualitäten. Natürlich biologisch, auch wenn sie keine EU-Zertifizierung anstreben. Natürlich handgelesen und spontanvergoren. Natürlich irrwitzig hoch prämiert, was soll auch anderes herauskommen, wenn man sich derart dem Boden verschreibt. Das sind die Fakten. Der Rest ist probieren (nochmal zur Erinnerung: Säure und Tannine!).

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